Financial Services

ESMA veröffentlicht Jahresarbeitsprogramm 2026

Verfasst von

Dr. Michael Huertas

RegCORE Client Alert | SIU/CMU

Jedes Jahr, in der Regel im vierten Quartal, veröffentlichen die europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) – darunter die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) – ihre Jahresarbeitsprogramme (Annual Work Programmes, AWPs), in denen ihre Prioritäten und der Ressourceneinsatz für das kommende Kalenderjahr festgelegt werden. In Ergänzung zu diesem veröffentlicht die ESMA zudem einen mehrjährigen Prioritätenplan als sogenanntes Einzelprogrammdokuments (Single Programming Document, SPD). Beide Veröffentlichungen sind für die zuständigen nationalen Behörden (National Competent Authorities, NCAs) und die der gemeinsamen Beaufsichtigung von ESMA und NCAs unterliegenden Unternehmen von zentraler Bedeutung.

Am 3. Oktober 2025 veröffentlichte ESMA ihr AWP für 2026. Dieses steht im Zusammenhang mit dem SPD 2026–2028 und baut auf der langfristigen „ESMA Strategy 2023–2028“ auf, die bereits im Oktober 2022 publiziert wurde.

Das AWP 2026 ist besonders bedeutsam, da es in eine Phase tiefgreifender gesetzgeberischer und politischer Veränderungen auf EU-Ebene fällt. Im Zentrum steht der Übergang von der Kapitalmarktunion (Capital Markets Union, CMU) zur Spar- und Investitionsunion (Savings and Investments Union, SIU). Zudem werden neue und überarbeitete Regelungen in nahezu allen Bereichen des EU-Finanzdienstleistungssektors umgesetzt. Während die CMU insbesondere auf die Vertiefung und Integration der abzielte, verfolgt die SIU eine breitere und ambitioniertere Agenda: Die SIU soll die Marktintegration und Wettbewerbsfähigkeit stärken, die EU-Kapitalmärkte für Privat- und institutionelle Anleger zugänglicher, attraktiver und effizienter machen, die langfristige wirtschaftliche Resilienz und strategische Autonomie der EU unterstützen und die Finanzierung zentraler Politikprioritäten  - wie der grünen und digitalen Transformation - fördern.

Wie in den Vorjahren adressiert ESMA mit dem AWP den sich verändernden Markt- und Rechtsrahmen sowie technologische Entwicklungen, die den Finanzdienstleistungssektor und beaufsichtigte Marktteilnehmer beeinflussen. Als eine zentrale Regulierungsbehörde im EU-Finanzsystem fungiert als Gatekeeper für bestimmte Teile des Einheitlichen Regelwerks („Single Rulebook“) für Finanzdienstleistungen und trägt wesentlich zur regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Konvergenz zwischen den NCAs und über die Märkte hinweg bei.

In ihrem AWP konkretisiert ESMA die Anwendung gesetzlicher und regulatorische Anforderungen durch die NCAs sowie ihre aufsichtsrechtlichen Erwartungen an Finanzmarktteilnehmern. Zudem übt ESMA eine unmittelbare Aufsicht über bestimmte Marktakteure aus - darunter Ratingagenturen (Credit Rating Agencies, CRAs), Transaktionsregister (Trade Repositories, TRs), Verbriefungsregister (Securitisation Repositories, SRs), Datenbereitstellungsdienstleister (Data Reporting Service Providers, DRSPs), bestimmte EU-Referenzwertadministratoren sowie systemisch wichtige zentrale Gegenparteien aus Drittstaaten (Central Counterparties, CCPs). Im Jahr 2025 startete ESMA die Auswahl der Consolidated Tape Providers (CTPs), die künftig als DRSPs beaufsichtigt werden.

Darüber hinaus wird ESMA – gemeinsam mit der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) – im Rahmen der Verordnung über die digitale operationelle Resilienz (Digital Operational Resilience Act, DORA) die Aufsicht über kritische IKT-Drittdienstleister (Critical Third Party Providers, CTPPs) übernehmen.

Dieser Client Alert beleuchtet die zentralen Themen und wesentlichen rechtlichen sowie regulatorischen Aspekte für betroffene Marktteilnehmer. Er sollte im Kontext weitere thematischer Vertiefungen zu aktuellen Reformen und Entwicklungen gelesen werden und ergänzt unsere eigenständige Analyse sämtlicher relevanter Arbeitsprogramme für 2026 der Europäischen Kommission, der Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs), der Behörden der Bankenunion (EZB-SSM und SRB), der AMLA sowie der im Oktober 2025 veröffentlichten Berichte der EBA und ESMA zu Effizienz, Vereinfachung und Belastungsreduzierung.

Ergänzend empfehlen wir, die ausgezeichneten Veröffentlichungen des PwC Risk Network und von PwC Legal „Navigating 2026“ zu konsultieren. Dieses umfassende Handbuch bietet einen detaillierten jährlichen Ausblick von PwC Legal’s EU RegCORE auf die bevorstehende regulatorische Politikgestaltung, den Aufsichtszyklus sowie und die wichtigsten Trends und Schwerpunkte in den Planungen für 2026 und darüber hinaus.

Den ganzen Artikel lesen Sie hier (nur englische Version verfügbar).