Welche Auswirkungen hat der Brexit für Asset Manager? (Teil 2)
Dieser Blogartikel führt die Überlegungen des Blogartikels Teil 1 fort.
Wie wird sich der Brexit auf die bisherige Praxis der Auslagerung auswirken?
Bislang ist die Auslagerung der Portfolioverwaltung (Delegationsmodell) an andere Asset Manager oder an eine MiFID-Gesellschaft innerhalb der EU ein übliches Geschäftsmodell, bei dem Fonds in einem EU-Land aufgelegt und dort reguliert werden, während ihre aktive Verwaltung (und Vermarktung) in einem anderen Land stattfindet.
Der Brexit wird sich auch auf die bisherigen Auslagerungen auswirken. Wenn ein Asset Manager aus der EU27 an ein Unternehmen im Vereinigten Königreich die Portfolioverwaltung ausgelagert hat, ist es nach einem ungeregelten Brexit aktuell ungewiss, ob und unter welchen rechtlichen Voraussetzungen dieses Modell zukünftig funktionieren würde. Eine potentielle strengere Regulierung des Delegationsmodells würde auch die Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit von Vermögensverwaltern in der EU27 wesentlich verändern und zu weitgehenden praktischen Konsequenzen führen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Frage den nationalen Aufsichtsbehörden überlassen wird, wobei die erwarteten Änderungen sicherlich auf der europäischen politischen Ebene herrühren werden.
Sind Asset Manager auf den Brexit vorbereitet?
Auch wenn bislang noch wenige Marktteilnehmer wegen der Ungewissheit über die künftigen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ausreichend auf den Brexit vorbereitet ist, ist es sinnvoll eine strukturierte Analyse der gesamten Wertschöpfungskette und Gruppenstruktur vorzunehmen. Dabei sollten die verschiedenen möglichen Szenarien von weichem bis hin zum harten Brexit durchgespielt werden. Anhand einer Betroffenheitsanalyse kann dann festgestellt werden, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht und wo zuerst angesetzt werden soll. Das betrifft zahlreiche Aspekte wie etwa das Portfoliomanagement, die Auslagerung, den Handel und Vertrieb, Prospektanpassungen und den Datenschutz.
Bietet der Brexit auch Chancen für Asset Manager?
Trotz Brexit bieten sich auch Chancen im Asset Management Bereich. Etwa im Bereich Euro-Clearing, welches bislang hauptsächlich in London stattfindet, bietet der Brexit aufgrund der anstehenden Umverteilungen bestimmten Marktteilnehmern die Chance, neue Kunden zu gewinnen. Standorte wie Frankfurt oder Paris dürften bei einer Verlagerung des Clearing in den EU27-Raum profitieren. Asset Managern eröffnet der Brexit die Perspektive, neue Produkte zu entwickeln und sich innerhalb des Konzerns strukturierter aufzustellen. Die Branche hat jetzt die Möglichkeit, aufzuräumen und langlebige Strukturen auf den Prüfstand zu stellen.